• 09.08.2017

Die Weberzunft hat im Südtiroler Pustertal eine lange Tradition. Heute ist Herman Kühebacher aus Niederdorf allerdings weitum der einzige Handweber, der die überlieferte einfache Technik der Schaftweberei anwendet.

Wenn möglich, verarbeitet er ausschließlich heimische Naturfasern wie Schafwolle und Leinen von Bauern aus der Region. Fasern, die nicht aus der Gegend stammen (Seide, Edelwollen) bezieht er auf direktem Weg ohne Zwischenhändler von bäuerlichen Kleingenossenschaften, was den Bauern einen fairen Verdienst sichert.

Alle Materialien sind naturbelassen und nicht chemisch behandelt. „Die Philosophie muss stimmen“, so Herman Kühebacher, und zwar von Anfang an. Jeder Arbeitsgang bis zum fertigen textilen Produkt ist Handarbeit. Die Fasern werden mit Naturfarben gefärbt, Wolle wird mit einer alten Stampfwalke auf herkömmliche Art gewalkt und der Webstuhl extrem aufwändig und zeitintensiv von Hand bedient. So braucht allein das Aufziehen der Fäden für einen 60 m langen Stoff einen ganzen Monat, das eigentliche Weben ist da schon fast Schnellproduktion. Für zwei große Handtücher etwa braucht Herman einen Tag.

Auf diese Weise entstehen hochwertige und einzigartige Wolldecken, Bade- und Handtücher, Tischdecken, Schals, Teppiche und vieles mehr. Bei der Verwendung spürt man die Qualität von echtem, langlebigem Handwerk – und schätzt die besondere Ästhetik der Naturfasern, Farben und Verarbeitung.

Erstaunlicherweise hat Herman Kühebacher neben seiner Werkstatt auch noch Zeit, sich als Musiker zu betätigen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten spielt er bei der in Südtirol sehr populären Folkgruppe Titlá Dudelsack, Schwegel und Flöte und ist obendrein noch deren Sänger.